Bürgerwerkstatt

Protokoll zur Bürgerwerkstatt vom 25.01.2018

Ort: Kath. Pfarrheim, Markt Schirnding
Dauer: ca. 18.30 Uhr – 21.30 Uhr

Teilnehmer:
Frau Bürgermeisterin Karin Fleischer
Bürger, /-innen
Gemeinderäte, /-innen
Herr Bauer, Verwaltungsgemeinschaft Schirnding
Frau Le Léannec, Frau Mohr und Herr Schlicht
(Schlicht Lamprecht Schröder, Schweinfurt)

Hintergrund und Ziele der Veranstaltung
Nachdem der Markt Schirnding an der Praxisstudie der Obersten Baubehörde im letzten Jahr teilgenommen hat, ergibt sich nun die Möglichkeit mit Fördermitteln der Städtebauförderung und Mitteln aus der Förderinitiative Nordostbayern bezahlbaren qualitativen Wohnraum zu schaffen. Die Grundlage für eine Förderung ist die Erstellung eines Rahmenplans für das Quartier Ringstraße 12 – 20.

Im Rahmen der Bürgerwerkstatt wurden am 25.01.2018 die Herausforderungen für das Quartier diskutiert und Entwicklungsziele identifiziert. In diesem Zusammenhang wurden in einem ersten Schritt die Stärken und Schwächen des Quartiers gesammelt. Diese Aufgabe diente als Grundlage für die Festlegung der Entwicklungsziele sowie für die Überlegungen zum zukünftigen „Gesicht“ des Areals. Mittels Transparentpapier verorteten die Bürgerinnen und Bürger zuletzt ihre Ideen zu den Themen Nutzungen, Wohnformen, private und öffentliche Räume räumlich auf einer Plangrundlage.

Die Veranstaltung diente dazu, den Bürgerinnen und Bürgern die Entwicklungschancen für das Quartier und damit für die gesamte Gemeinde aufzuzeigen sowie die Anregungen der Bürger zu diesem Thema aufzunehmen. Durch die interaktive Zusammenarbeit wurden die Teilnehmer aufgerufen sich an der Entwicklung ihrer Gemeinde aktiv zu beteiligen.

Ablauf
1. Impulsreferat
durch das Büro Schlicht Lamprecht Schröder: Vorstellung der Hintergründe des Rahmenplans und Aufzeigen einiger Herausforderungen des Marktes Schirnding, die bei der Entwicklung des Quartiers Berücksichtigung finden sollten

2. Workshopphase:
Aufgabe 1: Identifizierung der Stärken und Schwächen des Quartiers
Aufgabe 2: Identifizierung der Entwicklungsziele für das Quartier
Aufgabe 3: Skizze zur Konzeptentwicklung

3. Ausblick

Zu Punkt 1)
Nachdem die Bürgerwerkstatt von Frau Bürgermeisterin Fleischer eröffnet und die anwesenden Bürgerinnen und Bürger begrüßt wurden, wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Rahmen eines kurzen Vortrags die Hintergründe und Verfahrensschritte des Rahmenplans vorgestellt. Anschließend wurden einige Herausforderungen aufgezeigt, denen der Marktes Schirn­­­ding gegenüber steht. Dabei wurde zum Beispiel auf die demographische Entwicklung oder auch die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt eingegangen. Der Vortrag diente als Grundlage für die folgende Work­shopphase.

Zu Punkt 2)
Die Workshopphase bestand aus drei verschiedenen Aufgaben. Zunächst ging es darum, die Stärken und Schwächen des Areals (Aufgabe 1) zu identifizieren. Hier wurden nicht nur die Anwesen Ringstraße 12 – 20 berücksichtigt, sondern ein größerer Umfang wurde gewählt, um das Quartier im Zusammenhang mit seinem Umfeld zu analysieren. Diese Aufgabe wurde in Plenum durchgeführt. Dann verteilten sich die anwesenden Bürgerinnen und Bürger auf drei Kleingruppen, um die Ziele der künftigen Quartiersentwicklung zu erarbeiten (Aufgabe 2). Im Anschluss wurden die Nutzungen, die Wohnformen und andere Inhalte in Form einer Skizze auf einer Plangrundlage räumlich dargestellt (Aufgabe 3).

Aufgabe 1: Identifizierung der Stärken und Schwächen

Folgende Stärken wurden identifiziert:

  • Zentrale Lage: Die Grundstücke bilden zusammen mit den umliegenden Nachbargrundstücken den Ortskern von „Neuschirnding“. Zugleich sind sie der Bahnunterführung und damit „Altschirnding“ am nächsten.
  • Vorhandene Einrichtungen und Geschäfte: Im betrachteten Gebiet sind bereits einige Einrichtungen wie z. B. Kindergarten, Metzger, Getränkemarkt, Fahrschule etc. vorhanden, die die Ringstraße funktional aufwerten.
  • Ärztehaus: In der Ringstraße sind die einzigen Ärzte Schirndings angesiedelt. Sie tragen zur Attraktivität des Areals und zu einem erhöhten Besucherstrom bei.
  • Nähe zum Bahnhof: Das Areal ist dank seiner Nähe zum Bahnhof gut erschlossen. Zudem befindet sich dort die nächstgelegene Bushaltestelle, die Schirnding regional vernetzt.
  • Geringe Miete: Aufgrund des Baualters und -zustands der Gebäude sind die Mietpreise in den Wohngebäuden Ringstraße 12 – 20 gering und damit gut bezahlbar. Allerdings hängt dies unmittelbar mit einem geringen Wohnstandard zusammen, der eher eine Schwäche darstellt.
  • Private Grünflächen: Im betrachteten Bereich sind viele private Grünflächen vorhanden, die teilweise als Aufenthaltsorte oder für sonstige Zwecke wie z.B. zum Trocknen der Wäsche genutzt werden. Diese Freiflächen bringen eine gewisse Lebensqualität für die Anwohner.
  • „Wiese“ am nordöstlichen Rand des Areals: Die vorhandene Grünfläche stellt ein Potential als Erholungsraum für das Areal dar.

Weiterhin wurden folgende Schwächen genannt:

  • Geringe Verdienste der Anwohner der Anwesen Ringstraße 12 – 20: Allgemein werden die eher geringen Verdienste der Anwohner als eine Schwäche erwähnt.
  • Zustand der Wohnungen: Die Wohnungen Ringstraße 12-20 sind veraltet und in einem schlechten Zustand.
  • Schlechter Wohnungsstandard: Im Zusammenhang mit dem vorherigen Punkt ist der Wohnungsstandard als schlecht zu bezeichnen. Als Beispiele wurden die mangelhafte Wärmedämmung und die fehlende Barrierefreiheit genannt.
  • Fehlende Barrierefreiheit: Die fehlende Barrierefreiheit ist nicht bei den Gebäuden als Defizit zu bezeichnen. Sie gilt auch im Bereich des öffentlichen Raumes.
  • Viele Leerstände: In den Gebäuden Ringstraße 12 – 20 sind zahlreiche leer stehenden Wohnungen vorhanden, die eine negative Auswirkung auf das Ortsbild haben.
  • Stellplatzsituation: Die Bürgerinnen und Bürger kritisierten die fehlenden Stellplätze. Sowohl für die Anwohner als auch für die Besucher der Sparkasse und des Ärztehauses mangelt es an Parkmöglichkeiten. Zwar besitzt das Ärztehaus einen Parkplatz. Allerdings wären die vorhandenen Stellplätze in Hinblick auf den hohen Besucherstrom zu wenig. Deshalb sind die Straßen oft zugeparkt. Dies mindert nicht nur die Qualität des öffentlichen Raumes, sondern führt teilweise zu Behinderungen im Straßenverkehr (Müllfahrzeuge, Winterdienst etc.).
  • Kein Aufenthaltsbereich: Obwohl private und öffentliche Freiflächen vorhanden sind, sind im öffentlichen Raum z.B. kaum Sitzgelegenheiten zu finden. Im Hinblick auf den Kindergarten und die Metzgerei fehlt ein Aufenthaltsbereich.
  • Geringe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum: Weiterhin sind Straßen, Gehwege und öffentliches Grün mangelhaft gestaltet, sodass ein Aufenthalten im Freien nicht gefördert wird.
  • Private Grünflächen ungenutzt: Auf den Grundstücke der Ringstraße 12 – 20 sind private Grünflächen für die Anwohner verfügbar. Allerdings werden sie aufgrund ihrer fehlenden Gestaltung kaum genutzt.

Aufgabe 2: Identifizierung der Entwicklungsziele für das Quartier

Wie bereits oben beschrieben, wurden die Entwicklungsziele für das Quartier innerhalb der Kleingruppen bearbeitet. Da einige Ziele gleichzeitig in mehrere Gruppen genannt wurden, werden die Ergebnisse in der folgenden Zusammenfassung zusammengefasst.

  1. Erhalt der Mischung der unterschiedlichen Altersgruppen: Gewünscht ist eine Durchmischung des Quartiers mit Familien mit Kleinkindern, Jugendlichen, Senioren und Erwerbstätigen. Diese Mischung ermöglicht das Entstehen eines lebendigen Quartiers.
  2. Erhalt der Nutzungsmischung: Um die Ringstraße als attraktiven Wohnort zu gestalten, sollte parallel zur Weiterentwicklung der Wohnnutzung auch der Erhalt und der Ausbau der Nahversorgung und der sozialen Einrichtungen angestrebt werden.
  3. Beseitigung von Leerstände: Die leer stehenden Gebäude sollten mit neuen Nutzungen, die für das Areal wichtig sind, reaktiviert werden.
  4. Diversifizierung des Wohnraumangebots: Nach Aussage von Verwaltungsmitarbeitern, aber auch von Bewohner, ist die Nachfrage nach Wohnraum in Schirnding gegeben. Familien suchen größere Wohnungen, jüngere Menschen und Senioren fragen eher kleinere Wohnungen nach. Ziel sollte es sein, für möglichst viele Interessengruppen Angebote zu schaffen. Zudem sollte das Wohnraumangebot den aktuellen modernen Anforderungen entsprechen.
  5. Ausbau von barrierefreien Wohnraum: In Schirnding soll Wohnraum geschaffen werden, der es älteren und mobilitätseingeschränkten Personen ermöglichen, im gewohnten Umfeld wohnen zu bleiben.
  6. Aufwertung der öffentlichen Räume: Straßen sowie Gehwege sollten barrierefrei gestaltet werden.
  7. Schaffen von Aufenthaltsmöglichkeiten und Treffpunkten: Wie bereits oben beschrieben sind im Areal viele Frei- und Grünflächen vorhanden. Allerdings wird keiner dieser Orte von den Bürgerinnen und Bürgern als Treffpunkt oder Aufenthaltsort wahrgenommen. Deshalb wird als Ziel formuliert, im öffentlichen Raum Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen, wo man sich treffen kann. Dies würde den sozialen Aspekt stärken.
  8. Schaffen von neuen Stellplatzmöglichkeiten: Der aktuelle Parkdruck mindert die Wohn- und Aufenthaltsqualität. Deshalb sollte dieser durch die Schaffung neuer Stellplatzmöglichkeiten für Anwohner sowie Besucher der vorhandenen Einrichtungen gelöst werden.
  9. Entwicklung des Angebots des täglichen Bedarfs: Die ärztliche sowie die Nahversorgung sind wichtige Qualitäten für attraktives Wohnen. Insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen ist das Vorhandensein eines gut erreichbaren Angebots in diesen Bereichen essentiell.
  10. Schaffen von Flächen bzw. Räumlichkeiten für kleine Gewerbebetriebe (Lebensmittel und Getränkemarkt): Der Getränkemarkt auf dem Grundstück 470/3 wird bald schließen. Deshalb besteht der Wunsch, die Flächen und Räumlichkeiten für gewerbliche Zwecke weiter zu nutzen. Die Kombination von einem Lebensmittelmarkt mit einem Getränkemarkt wurde genannt.
  11. Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs: Um die Mobilität aller Altersgruppen zu gewährleisten, wurde der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs erwähnt.

Aufgabe 3: Räumliche Verortung von Nutzungen, Diskussion zu möglichen Wohnformen und der Gestaltung öffentlicher Räume

Aufbauend auf die erste Gruppenarbeit wurden die Entwicklungsziele nun in einem zweiten Schritt räumlich konkretisiert. Dies geschah zunächst über die räumliche Gliederung des Gebiets Ringstraße 14 – 20 in Nutzungszonen.

Diskussionsgrundlagen:

  • Erhalt des Anwesens Ringstraße 12: Dieses Gebäude wird vom Bauverein saniert und vermietet.
  • Erhalt oder Abbruch der Gebäude Ringstraße 14-20: Auf Grund des schlechten baulichen Zustands wird zunächst von einem Abbruch der vier Gebäude ausgegangen. Der Erhalt kann jedoch auch gedacht werden.
  • Das Grundstück 470/3, wo im Erdgeschoss des Hauptgebäudes gerade der Getränkemarkt und die Fahrschule untergebracht sind, können in der Planung berücksichtigt werden.

Die öffentlichen Räume sollen ebenfalls in der Planung berücksichtigt werden.


Gruppe 1 – Schwerpunkte:

  • Grundstück Fl. Nr. 150:
    • Das Grundstück soll von Osten erschlossen werden.
    • Im östlichen Bereich des Grundstücks können Stellplätze für Anwohner unter einem Carport entstehen.
    • Auf dem Grundstück entsteht ein barrierefreies zweigeschossiges Gebäude mit sechs bis acht Wohneinheiten. Das Erdgeschoss wird als Senioren-WG vorgesehen. Im Obergeschoss sollen zwei 85 qm Wohnungen (4-Zimmer-Wohnungen) und zwei kleinere Wohnungen geplant werden.
    • Die südlich des Gebäudes entstehenden Frei- und Grünflächen sollen der öffentlichen Nutzung zugänglich gemacht werden.
  • Grundstück Fl. Nr. 470/3: Die Ansiedlung eines kleinen Gewerbes für den täglichen Bedarf soll ermöglicht werden.
  • Grundstück Fl. Nr. 164/9: Das Grundstück befindet sich in Privatbesitz. Im östlichen Teil sind Garagen angeordnet, der größere westliche Abschnitt ist als Rasenfläche ausgebildet. Hier wäre der Wunsch, den freien Teil des Grundstücks für öffentliche Stellplätze zu nutzen.
  • Um die Erreichbarkeit der Einrichtungen und die kurzen Wege zu gewährleisten ist eine fußläufige Verbindung zwischen den Grundstücke Fl. Nr. 150 und Fl. Nr. 164/9 angedacht.

Gruppe 2 – Schwerpunkte Variante 1

  • Grundstück Fl. Nr. 150:
    • Das Grundstück soll von Osten und Westen erschlossen werden.
    • Die Stellplätze für Anwohner werden an der Grundstückgrenze zu den Grundstücken Fl. Nr. 164/9 und Fl. Nr. 470/3 vorgesehen.
    • An der Ringstraße entsteht ein großes barrierefreies Gebäude. Der Vorteil dieser Bebauung liegt in den geringeren Bau- und Unterhaltungskosten, da Aufwendung für z. B. einen Aufzug nur einmal getätigt werden müssen. Die Erschließung der oberen Stockwerke kann über einen Laubengang erfolgen. Private Grünflächen entstehen nördlich des Gebäudes. Bedenken hinsichtlich der Verschattung wären hierbei zu berücksichtigen.
  • Grundstück Fl. Nr. 468/2: Das ehemalige Café, das gelegentlich noch geöffnet hat, soll reaktiviert werden. Die gesamte Einrichtung könnte genutzt werden. Das Café könnte als Treffpunkt des Quartiert fungieren.
  • Grundstück Fl. Nr. 470/3: Es wird angeregt, im Erdgeschoss einen kleinen Nahversorger zu etablieren.

Eine fußläufige Verbindung zwischen der Ringstraße nördlich und südlich des Quartiers wir auch hier angeregt.

Gruppe 2 – Schwerpunkte Variante 2

  • Grundstück Fl. Nr. 150:
    • Auf dem Grundstück sind drei kleinere Gebäude zum Wohnen vorgesehen.
    • Das Parken ist jeweils an der südlichen Seite vor den Gebäuden geplant,
      da die Zufahrt von der Ringstraße zu Stellplätzen so sehr kurz gehalten werden kann.
      Ein zusätzlicher Stellplatz ist nördlich der drei Gebäude vorgesehen.
    • Der rückwärtige nördliche Bereich des Grundstücks wird als Aufenthaltsfläche genutzt.

Gruppe 2 – Schwerpunkte Variante 3

  • Grundstück Fl. Nr. 150:
    • Am östlichen Ende des Grundstücks ist ein Gebäude, in der Größe ähnlich wie Hausnummer 12, zum Wohnen vorgesehen.
    • Direkt westlich an das Gebäude anschließend sollen Garagen für die Anwohner geschaffen werden.
    • Zudem werden Stellplätze für die Besucher des Ärztehauses eingeplant.
    • Die übrige Grundstücksfläche wird als Grünfläche genutzt.

Gruppe 3 – Schwerpunkte

  • Grundstück Fl. Nr. 150:
    • Der Entwurf der dritten Gruppe ähnelt dem der ersten Gruppe mit Ausnahme der Gebäudeform.
    • Das Grundstück soll von Osten erschlossen werden.
    • Im östlichen Teil des Grundstücks sind Stellplätze für Anwohner vorgesehen.
    • Drei barrierefreie Gebäude mit drei- bis vier Geschossen sollen entstehen. Ein viertes kleines Gebäude im rückwärtigen Grundstücksbereich soll die Technik beherbergen.
    • Die entstehenden Frei- und Grünflächen sollen halböffentlich genutzt werden.
  • Grundstück Fl. Nr. 470/3: Hier wird ein Lebensmittelmarkt vorgesehen.

Eine Durchquerung des Grundstücks auf den Fl. Nr. 150 und 164/9 ist als fußläufige Verbindung vorgesehen.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden den anwesenden Bürgerinnen und Bürger für ihr Engagement gedankt. Die engagierten Diskussionen lieferten nicht nur interessante Ergebnisse, die eine wichtige Grundlage für die Erstellung des Rahmenplans darstellen. Sie zeigten auch, wie die Bürgerinnen und Bürger ihr Umfeld wahrnehmen.